Grenzen setzen! Kannst Du NEIN sagen?

Das Gefühl, „NEIN“ zu sagen, ist für viele von uns eine große Herausforderung. Oft empfinden wir dabei Schuld oder Unbehagen, weil wir glauben, für die Emotionen anderer verantwortlich zu sein. Dieses Glaubenskonstrukt führt dazu, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen – sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Was wir dabei oft übersehen, ist die Tatsache, dass das Setzen von Grenzen und das „Nein-sagen“ nicht nur eine Frage der Selbstachtung ist, sondern auch ein essentieller Teil der Selbstfürsorge.

Viele Menschen erleben Schuldgefühle, wenn sie anderen gegenüber Grenzen setzen. „Deine Anspannung ist meine Anspannung“ – dieser innere Dialog ist weit verbreitet und wirkt oft wie ein unsichtbares Band, das uns daran hindert, für uns selbst einzustehen. Schuldgefühle sind oft an Verantwortung geknüpft, weil wir glauben, dass wir dafür verantwortlich sind, dass es anderen gut geht, und übersehen dabei, dass die Anspannung unseres Gegenübers vielleicht die Lektion ist, die es braucht, um zu wachsen.

Im beruflichen Umfeld spiegelt sich dieses Muster oft noch stärker wider. Hier gibt es zusätzliche Erwartungen und Leistungsdruck, die es uns schwer machen, Nein zu sagen. Vielleicht hast du schon einmal zusätzliche Aufgaben übernommen, obwohl du keine Kapazität mehr hattest, weil du dachtest, es sei von dir erwartet. Oder du hast Kollegen oder Vorgesetzten den Vorrang gegeben, obwohl du wusstest, dass du dich dabei selbst überforderst. Im Berufsalltag fühlen wir uns oft verpflichtet, immer verfügbar zu sein und alles zu tun, um niemanden zu enttäuschen – aber das geht oft auf Kosten unserer eigenen mentalen und physischen Gesundheit.

Grenzen zu setzen und Nein zu sagen ist hier kein Zeichen von Schwäche oder mangelndem Engagement, sondern ein Ausdruck von Selbstachtung und – ganz entscheidend – von Selfcare. Selbstfürsorge bedeutet, auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten, bevor man sich für andere aufopfert. Sie beginnt bei den kleinen Entscheidungen, bei denen wir für uns einstehen. Wenn du regelmäßig deine eigenen Grenzen übergehst, um anderen gerecht zu werden, verlierst du auf Dauer nicht nur Energie und Freude an dem, was du tust, sondern auch den Kontakt zu dir selbst.

Selbstfürsorge im beruflichen Kontext zeigt sich nicht nur in der Fähigkeit, respektvoll Nein zu sagen, sondern auch darin, wie du mit deiner Zeit, deiner Energie und deinen Kräften umgehst. Wenn du immer wieder über deine eigenen Grenzen hinausgehst, gerätst du früher oder später an den Punkt der Erschöpfung – emotional und körperlich. Burnout und chronische Überlastung sind die Folgen eines anhaltenden Ungleichgewichts, bei dem du dich selbst immer wieder hinten anstellst. Deshalb ist es so wichtig, dass du lernst, für dich zu sorgen, indem du deine Bedürfnisse ernst nimmst und klar kommunizierst.

Im privaten Leben ist Selfcare ebenfalls von großer Bedeutung. Vielleicht bist du es gewohnt, für die Bedürfnisse deiner Familie oder deiner Freunde da zu sein und dich dabei selbst zurückzunehmen. Doch auch hier gilt: Du bist nicht verantwortlich für das Wohlbefinden anderer. Wenn jemand durch dein beherztes Nein enttäuscht oder angespannt ist, ist das vielleicht die Lektion, die sie brauchen, um zu lernen, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen umgehen können. Indem du immer wieder deine eigenen Grenzen aufweichst, beraubst du sie dieser wertvollen Möglichkeit.

Es mag schwerfallen, aber die wichtigste Lektion dabei ist, dass deine Grenzen und deine Zeit ebenso wertvoll sind wie die der anderen. Du kannst nicht für alle immer verfügbar sein, und das musst du auch nicht. Selfcare bedeutet, sich selbst den Raum zu geben, den man braucht, um zu regenerieren, aufzutanken und bei sich anzukommen. Ohne diese Zeit und diesen Raum verlierst du dich in den Erwartungen und Bedürfnissen der anderen und gibst zu viel von dir selbst auf.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Selfcare etwas Egoistisches sei. Doch das Gegenteil ist der Fall: Nur wenn du gut für dich selbst sorgst, kannst du auch wirklich für andere da sein. Wenn du emotional und körperlich ausgelaugt bist, kannst du weder deine Arbeit gut erledigen noch für die Menschen um dich herum da sein. In diesem Sinne ist Nein zu sagen ein zentraler Aspekt von Selbstfürsorge – es ist ein Akt der Selbsterhaltung, der dir erlaubt, deine eigene Energie zu schützen und sie dort einzusetzen, wo es für dich und andere wirklich sinnvoll ist.

Es kann zu Beginn unbequem sein, vor allem, wenn du es gewohnt bist, den Erwartungen anderer zu entsprechen. Doch je öfter du übst, deine Grenzen zu wahren, desto stärker wirst du dich fühlen. Und du wirst merken, dass andere nicht nur deine Grenzen respektieren, sondern auch lernen, Verantwortung für ihre eigenen Emotionen und Herausforderungen zu übernehmen. Sie müssen selbst Wege finden, um mit ihren Spannungen umzugehen, und das ist ein wichtiger Schritt in ihrem eigenen Wachstum.

Selfcare bedeutet auch, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen und sicherzustellen, dass du genug Raum für Regeneration hast – ob das durch kleine Pausen im Alltag, regelmäßigen Schlaf oder Momente der Achtsamkeit geschieht. Und es bedeutet, aktiv Entscheidungen zu treffen, die dein Wohlbefinden unterstützen, auch wenn das heißt, anderen manchmal ein Nein zu geben. Deine eigene Gesundheit, dein emotionales Gleichgewicht und deine innere Zufriedenheit müssen Priorität haben, wenn du langfristig ausgeglichen und stark bleiben willst.

Im beruflichen Kontext könnte das bedeuten, klare Arbeitszeiten zu haben und darauf zu bestehen, dass diese eingehalten werden. Es könnte bedeuten, Aufgaben abzulehnen, wenn du bereits überlastet bist, oder um Unterstützung zu bitten, anstatt alles allein zu stemmen. Im privaten Leben könnte das bedeuten, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, auch wenn Familie oder Freunde gerade etwas von dir erwarten. Es ist in Ordnung, sich selbst an erste Stelle zu setzen, denn nur so kannst du deine beste Version für dich und andere sein.

Das Nein sagen ist ein kraftvoller Ausdruck von Selfcare. Es ist eine Botschaft an dich selbst, dass du wertvoll bist, dass deine Zeit und Energie wichtig sind und dass du Verantwortung für dein eigenes Wohlbefinden übernimmst. Es gibt dir die Freiheit, deinen eigenen Weg zu gehen und in deiner Kraft zu stehen, ohne dich von den Erwartungen anderer lenken zu lassen. Und genau darin liegt die wahre Selbstfürsorge: sich selbst zu respektieren, seine Bedürfnisse zu erkennen und sich den Raum zu geben, den man braucht, um erfüllt und gesund zu leben

Performancedruck, Stress und Burnout: Die Schattenseite des Erfolgs

In der modernen westlichen Welt spielt das Streben nach hoher Leistung, oder „Performance“, eine zentrale Rolle im Leben vieler Menschen. Das Streben nach Erfolg, Effizienz und Produktivität hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, unsere persönlichen Beziehungen und, vor allem, auf unser Wohlbefinden. Doch was bedeutet Erfolg heutzutage wirklich? Ist es nur die Jagd nach beruflichem Aufstieg und finanzieller Sicherheit? Oder gibt es eine tiefere, weniger greifbare Dimension von Erfolg, die mehr mit innerer Zufriedenheit als mit äußerer Anerkennung zu tun hat?

Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von ständig steigenden Anforderungen und Erwartungen. Leistung wird oft durch messbare Ergebnisse definiert – Umsatz, Effizienz, Karriereschritte. Es gibt unzählige Berichte und Studien, die zeigen, wie stark diese Anforderungen Menschen unter Druck setzen. Eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2019 verdeutlicht, dass stressbedingte Krankheiten, insbesondere Depression und Burnout, in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen haben. Die WHO erkannte Burnout offiziell als gesundheitliches Phänomen an, das durch „chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wird“, gekennzeichnet ist.

Diese Studie zeigt klar: Der Druck, Leistung zu erbringen, ist heute allgegenwärtig. Er zieht sich durch alle Bereiche unseres Lebens und wird durch die allgegenwärtigen sozialen Medien verstärkt, wo Erfolg in Form von Prestige, Vermögen und äußerem Ansehen öffentlich zur Schau gestellt wird. Doch wie nachhaltig ist dieses Streben?

Wenn wir über Erfolg nachdenken, stehen oft Geld und beruflicher Status im Vordergrund. Es ist leicht zu glauben, dass diese materiellen Ziele der Inbegriff von Erfolg sind. Doch eine Studie der Harvard Grant Study, einer der längsten Langzeitstudien der Welt, die über 75 Jahre lang das Leben von hunderten Männern begleitete, fand heraus, dass es vor allem zwischenmenschliche Beziehungen sind, die zu einem zufriedenen und glücklichen Leben beitragen. Reichtum und beruflicher Erfolg spielten hingegen eine deutlich geringere Rolle. Dies wirft die Frage auf: Warum definieren wir Erfolg so oft in materiellen Kategorien, wenn das, was uns letztlich zufrieden und glücklich macht, etwas ganz anderes ist?

Für Frauen stellt das Thema Performance und Erfolg oft eine noch größere Herausforderung dar, da sie in vielen Gesellschaften mit zusätzlichen Erwartungen und Rollenkonflikten konfrontiert sind. Die gesellschaftlichen Anforderungen an Frauen, sowohl beruflich als auch privat erfolgreich zu sein, erzeugen oft einen enormen Druck. Während in der modernen Arbeitswelt immer noch Ungleichheiten wie der Gender Pay Gap bestehen, wird von Frauen oft erwartet, dass sie nicht nur beruflich Spitzenleistungen erbringen, sondern gleichzeitig auch in der Rolle als Mutter oder Partnerin aufgehen. Dieser Spagat zwischen Karriere und Familie ist für viele Frauen eine immense Belastung, die häufig zu Stress und Erschöpfung führt. Studien zeigen, dass Frauen häufiger von Burnout betroffen sind als Männer, was auch mit den ungleichen Erwartungen und der oft doppelten Arbeitsbelastung – der sogenannten „Mental Load“ – zusammenhängt. Der innere Konflikt zwischen der persönlichen und beruflichen Identität, gepaart mit gesellschaftlichem Druck und tradierten Rollenbildern, führt oft zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit. Für Frauen bedeutet Erfolg daher nicht nur, beruflich Anerkennung zu finden, sondern auch, sich gegen tief verwurzelte gesellschaftliche Erwartungen zu behaupten und eine Balance zu finden, die sowohl ihre persönlichen Bedürfnisse als auch die beruflichen Ziele berücksichtigt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass Frauen zunehmend ihre eigenen Maßstäbe für Erfolg entwickeln, die nicht ausschließlich durch äußere Erwartungen oder traditionelle Rollenvorstellungen definiert werden.

Stress, Frustration und letztendlich Burnout sind oft die Folge, wenn das Streben nach Performance über alles andere gestellt wird. Viele Menschen haben das Gefühl, ständig mehr geben zu müssen, mehr zu leisten, um mit den Erwartungen – sei es von Vorgesetzten, Kollegen, oder sogar sich selbst – Schritt zu halten. Diese ständige Überforderung führt nicht selten zu einem Gefühl der Entfremdung der eigenen Bedürfnisse. Man funktioniert, aber das Gefühl von Sinnhaftigkeit geht dabei verloren.

Burnout tritt nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich schleichend. Anfangs ist da der Antrieb, das Engagement. Man investiert viel Energie, weil man glaubt, dass es sich am Ende auszahlen wird. Doch wenn die Balance zwischen Einsatz und Erholung verloren geht, kippt das System. Stress wird zum ständigen Begleiter, und die Frustration wächst. Langfristig führt dies zu emotionaler Erschöpfung und einem Verlust der Motivation. Besonders betroffen sind oft Menschen, die eine hohe Arbeitsmoral haben, denen viel an ihrer Arbeit liegt, die vielleicht sogar „perfektionistische“ Ansprüche an sich selbst stellen.

Die Frage, wie wir Erfolg definieren, ist eine zutiefst persönliche, doch sie wird durch gesellschaftliche Normen und Ideale stark beeinflusst. In der westlichen Welt ist Erfolg eng mit individueller Leistung verknüpft. Wir sind darauf konditioniert, unsere Selbstachtung und unser Selbstbild an den äußeren Ergebnissen zu messen. Wer viel leistet und hohe Ziele erreicht, gilt als erfolgreich. Doch diese Definition lässt wenig Raum für das, was man als „inneren Erfolg“ bezeichnen könnte – Zufriedenheit, innere Ruhe, das Gefühl, mit sich selbst im Reinen zu sein. Natürlich ist es nicht falsch, nach beruflichem Erfolg oder finanziellem Wohlstand zu streben. Es ist nur problematisch, wenn dieser Erfolg die einzige Messlatte für den eigenen Wert darstellt. Viele Menschen merken erst spät im Leben, dass sie auf der Suche nach Anerkennung und Erfolg andere wichtige Lebensbereiche vernachlässigt haben: Gesundheit, Familie, Freundschaften oder die eigene emotionale Balance. Sie fühlen sich innerlich leer, obwohl sie äußerlich alles erreicht haben, was sie sich gewünscht haben.

Ein Wandel in der Art, wie wir Erfolg und Leistung definieren, ist dringend notwendig. Mehr und mehr Menschen stellen heute fest, dass ein rein materialistisches Verständnis von Erfolg nicht ausreicht, um langfristig glücklich und zufrieden zu sein. Zufriedenheit, emotionale Ausgeglichenheit und Sinnhaftigkeit gewinnen an Bedeutung. Dies zeigt sich auch in einer wachsenden Bewegung hin zu Konzepten wie „Work-Life-Balance“ oder „Achtsamkeit“ im beruflichen Kontext.

Es ist entscheidend, dass wir lernen, unseren eigenen Wert nicht nur durch unsere beruflichen Leistungen zu definieren, sondern auch durch die Qualität unserer Beziehungen, durch unsere Fähigkeit, mit Stress umzugehen, und durch unsere innere Zufriedenheit. Dies erfordert jedoch oft ein Umdenken, da wir von klein auf lernen, dass Leistung und Erfolg das Maß aller Dinge sind.

In einer Welt, die von ständiger Beschleunigung und hoher Erwartung geprägt ist, ist es wichtig, innezuhalten und sich zu fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen, um als erfolgreich zu gelten? Und vor allem: Kann ich mich selbst als erfolgreich betrachten, auch wenn mein Leben vielleicht nicht dem klassischen Bild von Leistung und Status entspricht?

Die Antwort auf diese Fragen kann dazu beitragen, einen gesünderen, erfüllteren Lebensweg zu finden – einen, der nicht nur durch äußere Erfolge, sondern vor allem durch innere Zufriedenheit gekennzeichnet ist. Letztendlich ist echter Erfolg vielleicht weniger eine Frage dessen, was wir erreichen, sondern vielmehr eine Frage dessen, wie wir uns auf dem Weg dorthin fühlen.

Schließlich zeigt sich, dass Erfolg nicht in einer eindimensionalen Definition zu fassen ist. Es geht nicht darum, immer mehr zu leisten oder äußere Standards zu erfüllen, sondern einen inneren Zustand von Ausgeglichenheit, Frieden und Selbstakzeptanz zu finden.

Stress-Management ist lebenswichtig

Stress ist in unserer heutigen hektischen Welt allgegenwärtig. Egal, ob wir uns im Job durch endlose Aufgaben kämpfen, den Verkehrsstau auf dem Weg nach Hause ertragen müssen oder versuchen, unsere persönlichen und beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen, Stress lauert überall. Und obwohl er als normaler Teil des Lebens angesehen wird, ist es von entscheidender Bedeutung, seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu verstehen. Genau deshalb ist Stress-Management so wichtig.

Studien zeigen immer wieder, dass chronischer Stress zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen kann. Von Herzerkrankungen über Magen-Darm-Probleme bis hin zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen – die negativen Auswirkungen von Stress sind vielfältig und schwerwiegend. Eine Studie, veröffentlicht im Journal of Occupational Health Psychology, ergab beispielsweise, dass chronischer Stress am Arbeitsplatz das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen kann, da er den Blutdruck erhöht und die Entzündungsreaktionen im Körper verstärkt.

Die häufigsten Erkrankungen und Gesundheitsprobleme, die durch ein stark erhöhtes Stresslevel ausgelöst oder verschlimmert werden können:

  1. Schlafstörungen: Stress kann zu Schlafproblemen führen, wie Schlaflosigkeit oder unruhigem Schlaf. Ein schlechter Schlaf wiederum beeinträchtigt die kognitive Funktion, die Stimmung und die allgemeine Lebensqualität.
  2. Herzerkrankungen: Chronischer Stress kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Dies geschieht, weil Stress den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöht, was letztendlich die Belastung des Herzens erhöht. Die Entzündungsreaktionen im Körper, die durch Stress ausgelöst werden, können auch Arteriosklerose (Verengung der Arterien) fördern, was wiederum das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht.
  3. Psychische Gesundheit: Stress ist ein bedeutender Faktor bei der Entstehung und Verschlimmerung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Es kann zu einer Verschlechterung der Stimmung und zur Entstehung von negativen Denkmustern führen, die die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
  4. Verdauungsstörungen: Stress kann Magen-Darm-Probleme wie Magengeschwüre, Reizdarmsyndrom und Sodbrennen verschlimmern. Dies liegt daran, dass Stress die Produktion von Magensäure erhöhen und die normale Darmfunktion stören kann.
  5. Immunschwäche: Langfristiger Stress kann das Immunsystem schwächen, indem er die Produktion von Immunzellen und Antikörpern beeinflusst. Dies macht den Körper anfälliger für Infektionen und Krankheiten.
  6. Gewichtszunahme: Bei einigen Menschen kann Stress zu ungesundem Essverhalten führen, wie übermäßigem Essen oder dem Verlangen nach fettigen und zuckerhaltigen Lebensmitteln. Dies kann zur Gewichtszunahme beitragen und das Risiko von Fettleibigkeit und damit verbundenen Gesundheitsproblemen erhöhen.
  7. Hormonelle Veränderungen: Stress kann das Hormonsystem beeinflussen, was zu unregelmäßigen Menstruationszyklen, Hormonstörungen und sexuellen Dysfunktionen führen kann.
  8. Hautprobleme: Stress kann Hauterkrankungen wie Akne, Ekzeme und Psoriasis verschlimmern. Dies liegt daran, dass Stress die Hautbarriere beeinflussen und Entzündungen fördern kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder Mensch in gleicher Weise auf Stress reagiert, und nicht jeder wird zwangsläufig diese Gesundheitsprobleme entwickeln. Die Auswirkungen von Stress hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich genetischer Veranlagung, individueller Stressbewältigungsstrategien und der Dauer und Intensität des Stresses.

Stress betrifft aber nicht nur unsere physische Gesundheit. Er kann auch unsere geistige Verfassung beeinträchtigen. Forschungen, die im Journal of Abnormal Psychology veröffentlicht wurden, zeigen, dass langanhaltender Stress das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen kann. Dies geschieht unter anderem durch die Beeinflussung von Neurotransmittern im Gehirn, die unsere Stimmung regulieren. Wer kennt nicht das Gefühl von Reizbarkeit und Erschöpfung nach einem stressigen Tag? Diese Emotionen können sich auf unsere Interaktionen mit anderen Menschen auswirken und zu Konflikten in unseren persönlichen und beruflichen Beziehungen führen.

Eine bewährte Methode beim Umgang mit Stress ist daher auch die Praxis der Achtsamkeit und Meditation. Diese Techniken können dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu schärfen. Das Gedankenkarussell, das oft mit Stress einhergeht, kann so gestoppt werden und du findest deine innere Ruhe wieder. Ein stabiles soziales Netzwerk ist ebenfalls von großer Bedeutung. Wer sich mit Freunden und Familie austauschen kann und Hilfe findet, wenn er/sie sich gestresst fühlt, kann den emotionalen Druck zumindest zeitweise reduzieren. In der Tat haben Studien gezeigt, dass soziale Unterstützung das Stressbewältigungsverhalten verbessern kann. Nicht zuletzt ist es wichtig, den eigenen Lebensstil zu überdenken: ausgewogene und gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und die Vermeidung von übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum können alle dazu beitragen, den Körper widerstandsfähiger gegen Stress zu machen.

Ein wichtiger Faktor beim Stress-Management ist die Fähigkeit zur Priorisierung und zum Setzen von Grenzen. Oftmals fühlen wir uns gestresst, weil wir versuchen, zu viele Aufgaben in zu kurzer Zeit zu erledigen oder Erwartungshaltungen anderer zu erfüllen. In solchen Momenten ist es entscheidend, zu erkennen, welche Aufgaben wirklich wichtig sind und welche vielleicht aufgeschoben oder delegiert werden können. Klare Prioritäten helfen den Stresspegel zu senken und die Produktivität zu steigern. Gleichzeitig ist es von großer Bedeutung, „Nein“ sagen zu können. Viele von uns fühlen sich verpflichtet, jede Bitte um Hilfe anzunehmen oder jede Einladung anzunehmen, aus Angst vor Ablehnung oder Konflikten. Doch die Übernahme zu vieler Verpflichtungen kann zu Erschöpfung und stark erhöhtem Stress führen. Das bewusste Festlegen von Grenzen und das gelegentliche und achtsame Ablehnen von Anfragen, die unsere Ressourcen übersteigen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer gesünderen Lebensweise. Die Fähigkeit zur Zeitplanung und Organisation ist hier ebenfalls sehr wichtig. Wenn wir uns überfordert fühlen, kann es hilfreich sein, unsere Aufgaben zu strukturieren und einen klaren Ablaufplan zu erstellen. Dies ermöglicht es uns, die Arbeit in überschaubare Einheiten aufzuteilen und uns besser auf jede Aufgabe zu konzentrieren, anstatt uns von der Gesamtheit unserer Verpflichtungen überwältigen zu lassen. Ganz wesentlich ist es natürlich, aktiv daran zu arbeiten, unsere Reaktionen auf Stressoren zu verändern. Dies kann beinhalten, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern, Techniken zur Stressreduktion zu erlernen und gezielte Entspannungsübungen in unseren Alltag zu integrieren.

Selbstfürsorge gehört als wichtiger Baustein unbedingt in unsere Leben. Die eigenen Bedürfnisse zu beachten und uns regelmäßig Zeit für Entspannung und Erholung zu nehmen sind wesentlich. Und für jede/n ist das etwas anderes: ein gutes Buch lesen, das Ausüben eines Hobbys, das Spazierengehen in der Natur oder das Genießen einer Tasse Tee.

Das Wichtigste ist, dass wir uns bewusst Zeit für uns selbst nehmen und uns erlauben, zur Ruhe zu kommen. Dabei muss uns bewusst sein, dass es kein „One-Size-Fits-All“-Konzept gibt. Jeder Mensch ist einzigartig, und dementsprechend muss auch das Stress-Management individuell angepasst werden. Es gibt jedoch einige bewährte Methoden, die vielen Menschen helfen können, mit Stress umzugehen. Eine dieser Methoden ist die regelmäßige körperliche Aktivität. Studien haben gezeigt, dass Bewegung die Freisetzung von Endorphinen fördert, den sogenannten „Glückshormonen“, die sich positiv auf unsere Stimmung auswirken können. Darüber hinaus hilft körperliche Aktivität auch dabei, die körperlichen Auswirkungen von Stress abzubauen, indem sie den Blutdruck senkt und die Muskelspannung reduziert. Dabei gilt aber immer die Devise: „Bitte nicht übertreiben“. Die (achtsame) Bewegung muss sich immer an das aktuelle Stresslevel anpassen. Einem ohnehin schon angespannten körperlichen System noch ein Marathontraining zu verpassen ist wenig sinnvoll. Moderates Joggen, Spazierengehen und andere „langsame“ Sportarten sind da wesentlich sinnvoller.

In einer Welt, die oft von Hektik und Stress geprägt ist, ist das Management von Stress von entscheidender Bedeutung. Es geht nicht darum, Stress vollständig zu vermeiden – das ist oft unmöglich. Stattdessen geht es darum, gesunde Strategien zu entwickeln, um mit Stress umzugehen und die negativen Auswirkungen zu minimieren. Letztendlich liegt es in unserer Verantwortung, für unser eigenes Wohlbefinden zu sorgen und einen Weg zu finden, wie wir den Stress des modernen Lebens bewältigen können. Indem wir diese Strategien in unseren Alltag integrieren, können wir ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen. Stress wird immer ein Teil des Lebens sein, aber er muss nicht die Kontrolle über unser Leben übernehmen. Wir müssen ihn nicht länger als unausweichlichen Begleiter akzeptieren, sondern als Herausforderung, die es zu meistern gilt. Dein Körper und Geist werden es Dir danken.

Lösungsdenken statt Problemwälzen

Eine neue Haltung einnehmen

Meine letzten Texte haben sich mit Optimismus und Akzeptanz beschäftigt. Ich möchte dir eine  weitere wichtige Säule der Resilienz vorstellen: die „Lösungsorientierung“.

Beim Lernen ist eine Funktion unseres Gehirns sehr praktisch: Es bildet nämlich bei jeder Wiederholung immer stärkere Synapsen-Verknüpfungen aus und je öfter wir etwas wiederholen, umso besser können wir es uns merken und anwenden. Zum Beispiel, wenn wir Vokabel lernen. Diese Funktion ist auf der anderen Seite bei Problemen aber auch ganz schön hinderlich. Denn auch hier gilt: Je öfter wir einen Gedanken, eine Handlung, Reaktion oder auch Emotion wiederholen umso stärker verbinden sich unsere Synapsen.

Und weil unser Gehirn immer den schnellsten „Datenweg“ sucht, werden logischerweise die am stärksten „verdrahteten“ Neuronalnetze benutzt. Dann kann es durchaus passieren, dass wir uns in dem immer gleichen „Sud“ bewegen und keinen Ausweg mehr sehen und die Belastungsspirale beginnt sich immer schneller nach unten zu drehen – bis hin zu einer ausgewachsenen Krise oder gar Burnout.

Die Lösungsorientierung kann man,

wie auch Optimismus und Akzeptanz, erlernen.

Das geschieht natürlich nicht über Nacht,

sondern ist ein (lohnender) Prozess,

auf den du dich einlassen musst.

Zuallererst gilt es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man sich auf den immer gleichen (Denk)Pfaden bewegt, und dann darfst du anfangen, neue Synapsenverbindungen herzustellen. Aus dem anfangs kleinen Weg wird mit der Zeit eine schöne, breite Autobahn.

Lösungsorientiertheit ist eine Haltung, die jedoch in unserer Gesellschaft nicht gut verankert ist. Meist geht es nur darum zu kritisieren und zu jammern oder schwarzzusehen, statt die Probleme anzupacken, Missstände zu beseitigen und aktiv nach Lösungen suchen. Und wenn dann tatsächlich eine/r mal eine Idee oder Vision hat, werden sie sehr oft als unrealistisch oder naiv eingestuft oder belächelt, statt sich dafür zu begeistern und auch mal gegen den allgemeinen (Meinungs)Strom zu schwimmen.

Wenn man Lösungsdenken statt Problemwälzen kultiviert, lenkt man den Fokus automatisch auf das, was funktionieren könnte. Es erlaubt uns Prozesse weiterzuentwickeln oder zu verbessern. Wenn wir anfangen, festgefahrene Überzeugungen, Denkmuster und automatisierte Vorgehensweisen zu hinterfragen oder gar zu durchbrechen, dann besteht auch die Möglichkeit andere Optionen und deren Vorteile zu erkennen, statt weiterhin krampfhaft nur nach der absolut perfekten Lösung zu suchen. Optionales und produktives Denken findet bislang unentdeckte Wege verändert Strategien, überwindet nach und nach Hindernisse. So erwecken wir auch unsere eigene Kreativität wieder und entdecken neue Perspektiven. Ungewohnte Situationen brauchen kreatives Denken und mit der wiedergefundenen Kreativität bringst du auch originelle Lösungen hervor.

Die Konzentration auf Lösungen setzt eine Bewusstwerdung in Gang und aktiviert innere Ressourcen und Kräfte, damit wir die erwünschten Ergebnisse, die zum Erreichen von Verbesserungen und Fortschritten notwendig sind, visualisieren können. Wir blicken nach vorne, erkennen das Wesentliche und setzen uns Ziele. Denn ohne Ziele kommt man auch nirgends an.

Zum Abschluss gebe ich dir eine kleine Übung mit auf den Weg. Es geht hier darum, Spielräume für kreatives Denken öffnen und zu deinem Thema möglichst viele unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten zu finden:

Überlege dir eine Angelegenheit, die dich gerade beschäftigt oder eine Aufgabe, die du vor dir hast und dann notiere dir:

– Welche Möglichkeiten zur Lösung fallen dir als erstes ein?

– Was könnte sonst noch funktionieren?

– Was hat bei anderen oder in anderen Fällen schon mal funktioniert?

– Was wird wahrscheinlich überhaupt nicht gehen?

– Auf welche Ideen würden andere Menschen kommen?

– Wie würde dein Vorbild das lösen?

– Was wäre eine wirklich verrückte, eine abwegige Lösung?

Lass dich einfach auf dieses Brainstorming ein und schau mal, wohin es dich führt. Viel Spaß.